Lena Henningsen and Damian Mandzunowski to Present at the 2025 DVCS Conference in Hamburg on 21 November

ChinaComx PI Lena Henningsen and postdoc researcher Damian Mandzunowski will present their latest work at the XXXVI Annual Conference of the German Association for Chinese Studies (Die Deutsche Vereinigung für Chinastudien e. V., DVCS), titled “Self-Images – Images of the Other (Selbstbilder – Fremdbilder)”, held from 21–23 November 2025 at the Asia Africa Institute of the University of Hamburg.

The talks are about villains and heroes and their depictions in lianhuanhua, and they both take place on Friday, 21 November, in Panel 3: Literatur und Medien I (15:30–17:00), chaired by Emily Graf. At 16:00, Lena Henningsen will present her paper “Author, Media Star, Icon, or Revolutionary: Images of Lu Xun in Lianhuanhua (Autor, Medienstar, Ikone oder Revolutionär: Fremdbilder von Lu Xun in Lianhuanhua)”. She is followed at 16:30 by Damian Mandzunowski, whose talk “What Do Our Enemies Look Like? The Construction of Images of Others in Mao-Era Socialist Comics (lianhuanhua) (Wie sehen unsere Feinde aus? Die Konstruktion von Fremdbildern in sozialistischen Comics (lianhuanhua) der Mao‐Ära)”.

For the full conference program, click here, and read on for the two presentation abstracts in German below:

Lena Henningsen: Autor, Medienstar, Ikone oder Revolutionär: Fremdbilder von Lu Xun in Lianhuanhua:

Lu Xun ist einer der intellektuellen Superstars des frühen chinesischen Jahrhunderts: Autor von modernen, ambivalenten Kurzgeschichten und Essays, von nuancierten, oft kritischen Gedichten; Übersetzer, Publizist, Förderer anderer Künstler und Künste, etwa des avantgardistischen Holzdrucks. Er war aber auch ein begnadeter “cultural entrepreneur” und wusste, das öffentliche mediale Bild von sich selbst zu gestalten, intellektuell wie visuell. Neben seinen Schriften sind daher auch Fotographien von Lu Xun erhalten. Damit hinterließ er der Nachwelt umfangreiches Material, sich ihr eigenes Bild von ihm zu machen. In diesem Beitrag werde ich daher die Fremdbilder beleuchten, die von Lu Xun in ca. 100 Lianhuanhua gestaltet wurden, allesamt Adaptionen des Lebens und Schreibens von Lu Xun. Diese Lianhuanhua authentifizieren sich mit klaren Verweisen auf Texte von Lu Xun und mit intermedialen Verweisen, etwa auf bekannte Fotographien. Ähnlich wie in anderen Medien (von den Yananer Reden bis hin zu Propagandapostern) wird Lu Xun während der Mao-Zeit als Schriftsteller dargestellt, der mit seinem Pinsel gegen die Feinde der Kommunisten kämpft. Trotz massiver Kürzungen und Vereinfachung seiner Texte, die den Bedingungen des Mediums geschuldet sind, scheinen noch Ambivalenzen in den Adaptationen durch, gerade auf der Bildebene. Nach der Kulturrevolution treten diese Mehrdeutigkeiten in den Adaptionen noch stärker zuvor und lassen Lianhuanhua-Künstler ihr künstlerisches Selbstverständnis und das während der Kulturrevolution erlittene Leid reflektieren. Hiermit werde ich zweierlei zeigen: Erstens, dass die Ambivalenzen in Lu Xuns Werken gerade auch zu Zeiten intensiver ideologischer Verengung weiterhin sichtbar blieben, und zweitens, dass Lianhuanhua zwar ganz klar ein Teil des Propaganda-Systems der VR China waren, mit denen Wissen, aber auch die korrekte Ideologie vermittelt werden sollten – dass diese beliebten Comics aber immer Künstlern wie Lesern dazu einluden, über die Grenzen des Sagbaren hinaus nachzudenken. Die Transformation der wirkmächtigen Eigenbilder von Lu Xun in Fremdbilder zeigt dies eindrücklich.

Damian Mandzunowski: Wie sehen unsere Feinde aus? Die Konstruktion von Fremdbildern in sozialistischen Comics (lianhuanhua) der Mao‐Ära

„Wer sind unsere Feinde? Wer sind unsere Freunde? Das ist eine Frage, die für die Revolution erstrangige Bedeutung hat.“ Diese bereits 1926 von Mao Zedong formulierte Maxime wurde nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 zur Grundlage einer systematischen Aufspaltung der Gesellschaft in Freunde und Feinde. Auch wenn nicht alle Fremde sofort Feinde waren, war dennoch solch ein Freund-Feind-Denken, das Mao 1957 als Konzept der „antagonistischen Widersprüche“ erneut theoretisch untermauerte, ein zentrales Element des maoistischen Denken über Fremde: die Formierung eines neuen sozialistischen Subjekts und Kollektivs war schlechthin untrennbar mit der Abgrenzung von ihren „Anderen“ verbunden. Dieser Beitrag greift die symbiotische Dichotomie von Selbst-/Fremd- und Feind-/Freundbildern auf, indem untersucht wird, wie chinesische Comics (lianhuanhua) durch eine visuelle Konstruktion von Fremdbildern ein ebenso klares revolutionäres Selbstbild schufen. Anhand von Debatten in Comic-Zeitschriften zwischen de 1950er- und den 1980er-Jahren und Anleitungen zum Zeichnen sowie internen Referenzmaterialien wird nachgezeichnet, wie ein standardisiertes visuelles Vokabular zur Darstellung von Klassenfeinden, Reaktionären, Verrätern und ausländischen Gegnern entwickelt wurde. Durch eine Analyse exemplarischer Comics im Kontext ihrer Entstehung zeigt der Beitrag nicht zuletzt, wie das konstruierte Feindbild gezielt zur Affirmation des sozialistischen Staates und seiner Subjekte diente. Die dargestellten Antagonisten fungierten als negative Vorlage, die im Umkehrschluss die Tugenden des idealen sozialistischen Bürgers – das erwünschte maoistische Selbstbild – umso deutlicher positiv hervorhob.